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Thing­stätte Heidelberg

Die Thing­stätte – Ein Stück Vergangenheit

Die Thing­stätte ist eine ein­zig­ar­tige und his­to­risch bedeu­tende Frei­licht­bühne in Heidelberg. Das Thea­ter wurde in den 1930er Jahren, wäh­rend des Drit­ten Reichs errich­tet und sollte ein Ort sein, an dem die NSDAP poli­ti­sche Ver­samm­lun­gen und andere Ver­an­stal­tun­gen zu Guns­ten des Natio­nal­so­zia­lis­mus abhal­ten konnte. Trotz ihrer umstrit­te­nen Ver­gan­gen­heit im Zusam­men­hang mit den Pro­pa­gan­da­maß­nah­men des Natio­nal­so­zia­lis­mus wäh­rend des zwei­ten Welt­kriegs, bleibt die Thing­stätte ein wich­ti­ger und fas­zi­nie­ren­der Teil der deut­schen Geschichte und ist heute ein belieb­tes Touristenziel.

Mitt­ler­weile ist die Thing­stätte als Fei­er­stätte und nicht mehr für ihre Pro­pa­gan­da­ver­an­stal­tun­gen bekannt. Sie lockte bis 2017 jähr­lich zwi­schen 10.000 und 20.000 Besu­chern zur Wal­pur­gis­nacht zum Feiern.

Titel­bild: Thing­stätte Heidelberg“ von michaeltk ist lizen­ziert unter CC BY-SA 2.0.

Geschichte und Hin­ter­grund der Thingstätte

Die Thing­stätte wurde 1935 im Rahmen der Bestre­bun­gen der NSDAP errich­tet, in ganz Deutsch­land ein Netz von Frei­licht­büh­nen zu schaf­fen. Diese Bühnen, die so genann­ten Thing­stät­ten, soll­ten für poli­ti­sche Kund­ge­bun­gen, kul­tu­relle Ver­an­stal­tun­gen und andere Formen von Pro­pa­ganda genutzt werden. Unter dem dama­li­gen Pro­pa­gan­da­mi­nis­ter Joseph Goeb­bels soll­ten sie die neue „Thing­be­we­gung“ („Thing“: Wort aus der ger­ma­ni­schen Spra­che bedeu­tet Ding oder Sache) unter­stüt­zen und dem Regime helfen, den neuen deut­schen Men­schen im Sinne des Natio­nal­so­zia­lis­mus zu erschaf­fen. Die Hei­del­ber­ger Thing­stätte war eine der ersten ihrer Art und wurde von Her­mann Alker auf dem Hei­li­gen­berg über der Stadt errichtet.

Die Thing­stätte des Hei­li­gen­bergs wurde in erster Linie für poli­ti­sche Kund­ge­bun­gen und andere Ver­an­stal­tun­gen im Zusam­men­hang mit den Nazis genutzt. Sie stand aber auch für kul­tu­relle Ver­an­stal­tun­gen wie Thea­ter­stü­cke und Kon­zerte zur Ver­fü­gung. Damals wurde ver­sucht Heidelberg mit­hilfe von Pro­pa­gan­da­ver­an­stal­tun­gen zum neuen Salz­burg des deut­schen Süd­wes­tens zu machen. Unter dem Namen „Reichs­fest­spiele“ sollte die „Welt­stadt des Geis­tes“ unter den Natio­nal­so­zia­lis­ten aufblühen.

Auch heute wird die Thing­stätte in Heidelberg für kul­tu­relle Ver­an­stal­tun­gen genutzt, wenn auch auf ganz andere Weise als zur Zeit des Drit­ten Rei­ches. Das Thea­ter wird für Thea­ter­stü­cke, Kon­zerte und andere kul­tu­relle Ver­an­stal­tun­gen genutzt und ist ein belieb­ter Ort für Frei­licht­auf­füh­run­gen. Diese Ver­an­stal­tun­gen sollen die kul­tu­relle Viel­falt und das Gemein­schafts­ge­fühl der Hei­del­ber­ger Bevöl­ke­rung stärken.

Bedeu­tung der Thingstätte

Die Thing­stätte ist aus meh­re­ren Grün­den von großer Bedeu­tung für Heidelberg und ganz Deutsch­land. Ers­tens ist sie ein wich­ti­ges Bei­spiel für die Metho­den der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Pro­pa­ganda. Die Frei­licht­bühne sollte ein star­kes Symbol für die natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Partei und ihre Ideo­lo­gie sein. Sie sollte als Instru­ment zur Ver­brei­tung der natio­nal­so­zia­li­si­ti­schen Bot­schaft in der Öffent­lich­keit dienen.

Zwei­tens ist die Thing­stätte ein wich­ti­ges Stück deut­scher Geschichte. Das Thea­ter erin­nert an die Gräu­el­ta­ten der Nazis wäh­rend des Drit­ten Rei­ches und ist ein star­kes Symbol für die Gräu­el­ta­ten wäh­rend des Holo­causts. Bis heute ist die Thing­stätte ein wich­ti­ger Punkt der Erin­ne­rung an diese Taten.

Drit­tens ist die Thing­stätte eine wich­tige kul­tu­relle Stätte. Sie ist ein ein­zig­ar­ti­ges Frei­licht­thea­ter und ein belieb­tes Ziel für Tou­ris­ten und Geschichts­in­ter­es­sierte. Die Thing­stätte ist für die Öffent­lich­keit zugäng­lich und es werden Touren ange­bo­ten, die den Besu­chern ein tie­fe­res Ver­ständ­nis für die Geschichte und Bedeu­tung ver­mit­teln. Da die Thing­stätte Heidelberg die ein­zige Thing­stätte in der Hei­del­ber­ger Region ist, ist sie umso interessanter.

Bau der Thingstätte

Robert Wagner und der dama­lige Ober­bür­ger­meis­ter Carl Nein­haus waren am 30.Mai 1934 für die Grund­stein­le­gung des Baus ver­ant­wort­lich. Sie woll­ten eine Stätte für das Volk erbauen und eine Art Kult­platz für die neue Gene­ra­tion der Natio­nal­so­zia­lis­ten schaf­fen. Dabei sollte die Thing­stätte das Gegen­stück zum Ehren­fried­hof auf der ande­ren Neckar­seite dar­stel­len. Die beiden Bauten soll­ten sich dem­nach ergänzen.

Der Bau der Thing­stätte wurde von dem Archi­tek­ten Her­mann Alker, der Mit­glied der NSDAP war, fer­tig­ge­stellt und am 22. Juni 1935 kam es zur Eröff­nung. Die Thing­stätte Heidelberg wurde damals vom Pro­pa­gan­da­mi­nis­ter Joseph Goeb­bels per­sön­lich eröff­net. Dieser bezeich­nete Sie damals als „wahre Kirche des Rei­ches“ und „stein­ge­wor­de­ner Nationalsozialismus“.

Die Frei­licht­bühne wurde voll­stän­dig aus natür­li­chen Mate­ria­lien wie Stein, Holz und Erde gebaut und sollte sich naht­los in die umlie­gende Land­schaft ein­fü­gen. Die Zuschau­er­rei­hen hatten eine Kapa­zi­tät von bis zu 15.000 Plät­zen. Die Thing­stätte ver­fügt über eine große Bühne, meh­rere ter­ras­sen­för­mige Sitz­be­rei­che und einen großen Steinaltar.

Eines der auf­fäl­ligs­ten Merk­male der Thing­stätte Heidelberg ist ihre ein­zig­ar­tige Archi­tek­tur. Wie schon erwähnt wurde das Thea­ter so kon­zi­piert, dass es sich naht­los in die umge­bende Land­schaft ein­fügt, und seine natür­li­chen Mate­ria­lien ver­lei­hen ihm ein zeit­lo­ses Aus­se­hen. Viele Besu­cher ver­mu­ten des­halb häufig, dass es sich um ein römi­sches Bau­werk han­delt. Die Ver­wen­dung natür­li­cher Mate­ria­lien sollte auch den Glau­ben der Nazis an die Bedeu­tung der Natur und der natür­li­chen Ord­nung sym­bo­li­sie­ren. Die große Bühne und die ter­ras­sen­för­mig ange­leg­ten Sitz­be­rei­che des Thea­ters soll­ten ein Gefühl der Zusam­men­ge­hö­rig­keit unter den Zuschau­ern schaf­fen, und der große Stein­al­tar sollte den Glau­ben der NSDAP an die Bedeu­tung von Opfer­be­reit­schaft und Pflicht symbolisieren.

Die Thing­stätte heute

Nach dem Ende des zwei­ten Welt­krie­ges und damit dem Unter­gang des Natio­nal­so­zia­lis­mus ließ man den Stand­ort stark ver­fal­len. Teil­weise wurden die Über­reste von der US-Gemeinde genutzt um dort Oster­fei­ern abzu­hal­ten. Außer­dem wurde die Thing­stätte auch für Kon­zerte von bekann­ten Künst­lern wie Udo Jür­gens genutzt. Auch kleine pri­vate Ver­an­stal­tun­gen finden immer wieder im Namen der Thing­stätte statt. Der Platz wird also vom Volk genutzt wie es sei­ner­seits vor­ge­se­hen war, jedoch ohne die Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Hintergründe.

Bis 2017 war die Thing­stätte jede Nacht auf den ersten Mai ein belieb­tes Wan­der­ziel für viele Fei­er­freu­di­gen. Es wurden Freunde und Getränke geschnappt, um dann den Hei­li­gen­berg zu erklim­men und aus­ge­las­sen die soge­nannte Wal­pur­gis­nacht zu feiern. Die Fei­er­stätte Hei­li­gen­berg hatte in der Nacht zum ersten Mai meist mehr als 10.000 Besu­cher. Für viele war die Feier im Dun­keln zum ersten Mai fest mit der Thing­stätte verbunden.

Leider gab es aber auch immer wieder unschöne Ereig­nisse, wes­we­gen die Fei­er­stätte am Hei­li­gen­berg seit 2018 jedes Jahr über die Nacht zum ersten Mai geschlos­sen bleibt. Ver­letzte Stu­den­ten, gefähr­li­che Situa­tio­nen und ein Wald­brand in 2017 führ­ten dazu, dass die Thing­stätte bis auf wei­te­res jedes Jahr zur Wal­pur­gis­nacht geschlos­sen bleibt. Auch wenn es bei vielen Stu­den­ten und ande­ren Par­ty­gäs­ten auf Ableh­nung stieß, sah sich die Stadt Heidelberg nach den Vor­fäl­len dazu gezwun­gen dras­ti­sche Maß­nah­men zu ergreifen.

Anfahrt

Die Thing­stätte ist nur mit dem Auto oder zu Fuß erreich­bar. Mit dem Auto dauert die Fahrt ca. 30 Minu­ten von der Stadt­mitte, da man einen klei­nen Umweg über Zie­gel­hau­sen fahren muss. Zu Fuß dauert die Wan­de­rung etwa 40-60 Minu­ten je nach Tempo. In der Wal­pur­gis­nacht ist sie jedoch nur zu Fuß erreich­bar, da die Prak­plätze nicht geöff­net sind.

Der Vor­teil eines Besuchs zu Fuß ist, dass man über einen schö­nen Wan­der­weg in den Wäl­dern läuft und unter­wegs einige andere Sehens­wür­dig­kei­ten besu­chen kann. Man kann ein klei­nes Stück des bekann­ten Phi­lo­so­phen­wegs laufen, dabei einen Blick auf die andere Seite des Neckars werfen und den König­stuhl und das majes­tä­ti­sche Hei­del­ber­ger Schloss bestau­nen. Außer­dem kann man das nahe­ge­le­gene Micha­els­klos­ter oder das Hei­den­loch besuchen.

Es emp­fiehlt sich also die Wan­de­rung zu machen wenn man noch mehr von Hei­del­bergs Natur mit­be­kom­men und sich fit halten will.

Zusam­men­fas­sung

Die Thing­stätte Heidelberg ist einer der beson­de­ren, his­to­ri­schen Orte der Stadt Heidelberg. Trotz ihrer umstrit­te­nen Ver­gan­gen­heit bleibt die Thing­stätte ein wich­ti­ger und fas­zi­nie­ren­der Teil der deut­schen Geschichte und ist heute ein belieb­tes Tou­ris­ten­ziel. Trotz Ver­fall wurde die Stätte auf dem Berg oft für ver­schie­denste Events genutzt und bis vor weni­gen Jahren jedes Jahr zu Wal­pur­gis­nacht von Tau­sen­den besucht.

Die gesamte Anlage der Frei­licht­bühne ist wun­der­schön und extrem natur­be­las­sen. Nicht umsonst ist die Thing­stätte, das bekann­teste Wahr­zei­chen des Hei­li­gen­bergs. Es ist zum Bei­spiel die per­fekte Idee für eine Wan­de­rung mit Piknik oder ein Fotoshooting.

Bei einem Besuch des Hei­li­gen­bergs darf die Thing­stätte natür­lich nicht fehlen. Wie bereits erwähnt kann man den Besuch der Thing­stätte super mit ande­ren Sehens­wür­dig­kei­ten wie dem St Micha­els­klos­ter oder dem Hei­den­loch verbinden.

Wenn Sie auf Ihrer Wan­de­rung Hunger bekom­men sollte ist das auch über­haupt kein Pro­blem. Neben der Thing­stätte befin­det sich ein Restau­rant namens Wald­schenke. Dieses Lokal ist genau die rich­tige Idee für ein klas­si­sches deut­sches Mit­tag­essen, vor allem, wenn man den ganzen Hei­li­gen­berg zu Fuß erklom­men hat.